Zwuefebeißerersatz_2008

Zwuefebeißerersatz_2008

Vom RVW waren dabei: Robert, Fritz, Werner R., Ivo, Werner T., Karl-Heinz und Dietmar

Weinkuchenbeißer von den Pförringer Radfreunden.

Um das mal eben vorweg zu nehmen: Es ist ein wundervolles Gefühl, aus der heißen Badewanne zu steigen, gereinigt und enteist, wie neugeboren, die Tür zu öffnen und einen Schwall frisch gebrühten Kaffeeduft einzuschnaufen. In diesem Augenblick sind alle Strapazen vergessen.
Angefangen hat es bei mir schon morgens um halb acht. Raus aus den Federn, erwartungsvoll noch schnell einen Blick nach draußen riskiert und dann das übliche Morgenprogramm gestartet. Ich war ganz froh, dass die Temperaturen gefallen sind, damit der Boden etwas fahrbarer und nicht zu matschig ist. Schon bei der Anreise, ab Pförring, flankierten ein paar Radler meinen Weg. Es wehte ein eisiger Wind, der seinen Ursprung am Nordpol hatte und der Schnee kam Quer daher. Ideale Voraussetzungen für eine harte Tour. Nach und nach trafen die Radler ein, bis die stolze Zahl von 16 Startern erreicht war. Vor dem Feuerwehrhaus pfiff der eisige Wind um unsere Nasen und nicht nur ich drängte auf eine baldige Abfahrt, damit mir endlich wieder warm werden. Unser flehen wurde auch gleich erhört und wir schlugen die Richtung nach Pförring ein. Wie Rennpferde in der Startaufstellung vorher mit den Hufen scharren um dann mit Vollgas los zu laufen, so kam es mir vor, als wir den ersten Hügel hinter Pförring hinauffuhren. Mir war das im ersten Moment gar nicht unangenehm, weil ich gefroren habe wie ein Hund. Ich hatte nur meine dünnen Handschuhe an und konnte meine Fingerspitzen nicht mehr spüren. Der Wind peitschte mir die Schneeflocken ins Gesicht, dass ich gar nicht mehr unterscheiden konnte, was mir unangenehmer war. Nach dem zweiten Anstieg zog ich mir die dicken Handschuhe über, die ich für alle Fälle im Rucksack geparkt hatte. Das kostete mich so viel Zeit, dass die anderen in der Zwischenzeit meinen Blicken enteilt sind. Ich musste richtig Gas geben, bis ich sie wieder eingeholt hatte. Kam es nur mir so vor, aber die Jungs hatten ein strammes Tempo vorgelegt? Kaum waren wir aus dem Wald heraus, Packte uns der Wind und legte uns auf die Seite wie ein Segelboot. Hätte der Wind auch nur kurz aufgehört, um Luft zu holen, wäre ich umgefallen wie ein Sack Kartoffeln. So aber legte ich mich ihm entgegen und folgte den Anderen. Zwischenzeitlich kam die Sonne heraus um nach dem Rechten zu sehen und verschwand wieder hinter dunklen Wolken. Je mehr wir uns der Tagesmitte näherten, desto weicher und schlammiger wurden der Boden. Jene die heute ohne Schutzbleche unterwegs waren, waren nicht zu beneiden. In den Senken war es matschig und je mehr wir auf die Anhöhen kamen, verfestigte sich der Boden zusehens, und die Schneewehen deckten alles zu. Im Mittelteil der Strecke zog sich das Feld ein wenig auseinander. Nun schien sich die Spräu vom Weizen zu trennen. Das relativierte sich aber bald, wie die Spitze das merkte. Gemeinsam und gut gelaunt haben wir dann den Anstieg zum Schloss Hexenagger in Angriff genommen. Das war noch einmal eine Herausforderung. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt natürlich keine Ahnung, wor wir gerade waren, aber als ich die Buden des Weihnachtsmarktes sah, ging mir ein Licht auf. Schade nur, dass noch kein Betrieb war, da hätten wir eine Woche später fahren müssen. Der nächste Ort, an den ich mich erinnere war Altmannstein. Am Ortseingang war der Einstieg zu einem phantastischen Trail. Nur zu dumm, dass ich nicht auf das kleine Kettenblatt schalten konnte, das ich für diesen Anstieg zwingend benötigte. So machte ich erst einmal mein Rad eisfrei. Zuerst machte ich den Umwerfer wieder gangbar, weil ich darunter ein dicker Klumpen Eis mit Schlamm angesammelt hat. Als das Schalten technisch wieder möglich war, rutschte mir die Kette auf die Achse, weil das kleine Kettenblatt komplett zugefroren war und die Kette an dem Eisklumpen abglitt. Notdürftig legte ich ein paar Zähne frei und presste die Kette mit Gewalt darauf. Nun musste ich zum zweiten mal die verlorene Zeit aufholen. Trotz der nassen und glatten Wurzeln und Steine entschädigte mich der Trail bergauf für die Strapazen. Da müssen wir unbedingt im Sommer mal wieder hin. Langsam aber sicher ging mir jetzt der Sprit aus. Ich merkte wie die Kälte langsam in mich hineinkroch. Die Füße fühlen sich trotz Heizung langsam klamm an und ich sehnte mich nach einem warmen Ofen. Zu allem Überfluss gefroren mir auch noch die Rollen im Schaltwerk ein, so das die Kette darüberratterte und Rückmeldung an die Pedale gab. Ich konnte das Rattern zuerst gar nicht deuten, als mir ein Kollege, den entscheidenden Tip gab, fiel der Groschen. „Natürlich!“ Also wieder stehengeblieben und und mit meinen schönen roten Handschuhen die Kette bearbeitet. Jetzt sind meine Handschuhe eher schwarz und am Ansatz noch rot. „Verdammt, jetzt sind schon wieder alle Weg!“ Nein doch nicht. Werner hat sich zurückfallen lassen und unterstützte mich moralisch bei diesem Anstieg. Mein Blick richtete sich mehr und mehr in die Ferne, ob ich vielleicht ein Zeichen erkennen kann, das mir das Ende der Tour ankündigte. Aber ich konnte beim besten Willen nichts erkennen. Doch wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ich hatte den letzten Anstieg hinter mich gebracht und rollte nur noch den Berg hinunter zu unserem Ausgangspunkt. Ich war erleichtert. Gute drei Stunden waren genug. Ich bereite nur noch meinen Aluminiumdrahtesel notdürftig von Eis und Matsch und stellte ihn in den Kofferraum. Dann ging ich direkt, nicht über Los, in das wohlig warme Feuerwehrhaus, in dem schon der Glühwein und der Rotweinkuchen auf mich warteten. Draußen war es wieder dunkler geworden und die Schneeflocken tanzten vor dem Fenster. Ich saß auf der Bank, direkt an der Heizung und schaute zum Fenster hinaus. Jetzt war Weihnachten. Dieses Gefühl des Heimkommens. Die Erschöpfung, die in mir wohnte und die tiefste innere Zufriedenheit. Das Wetter tat sein übriges und ich war glücklich und zufrieden, dass ich da war.
An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei den Organisatoren bedanken, die mir diese schönen Momente ermöglicht haben.