Sölden – Gardasee (2003)

in 5 Etappen (250 Km / 7000 Hm)
Teilnehmer: Dieter Angermeier, Jürgen Betz, Martin Diepold, Sigi Mandlinger und Schorsch Lehmeyer

1. Tag: Sölden – Similaunhütte

Wie auch letztes Jahr begann die geplante Abfahrt um 05.00 Uhr morgens mit einer Verzögerung, da wir auch diesesmal Martin aus dem Bett holen mussten. Dies bedeutete aber auch gleichzeitig, daß die erste Runde auf der Hütte gesichert war. Als wir um kurz nach 10.00 Uhr in Sölden ankamen und unsere Sachen aus dem VW-Bus holten, kam der zweite Hammer: Das Rad von Martin hatte einen Rahmenbruch am Sattelrohr. Martin, der als einziger wie letztes Jahr auch mit Satteltaschen die Tour fahren wollte, kaufte sich also auf die Schnelle einen Rucksack und los ging die Fahrt. Heute ging es von Sölden auf den Similaun-Gletscher in 3022 m Höhe. Die Strecke betrug ca 31 km mit knapp 1.700 Höhenmetern. Unser Busfahrer, Sigi Mandlinger, fuhr mit uns mit kleinem Gepäck zu unserer Mittagsstation, der Martin-Busch-Hütte auf ca. 2.500 Meter, um dann wieder nach Sölden zurückzufahren und dort zu übernachten. Sigi hatte nämlich ca. 4 Wochen vor Beginn unserer Querung eine Knieoperation und konnte uns deshalb nicht ganz begleiten. Die Fahrt zur Martin-Busch-Hütte begann anfangs auf Asphalt und ging dann über in einen gut zu fahrenden Schotterweg. Nach unserer Mittagsrast begann der harte Teil des Tages und selbst auf Anfangs nur leicht steigendem Weg war es brutal schwierig zu fahren, da es mehr ein Trail als ein Weg war. Warum die von oben kommenden Wanderer zum Teil erstaunt schauten und zum Teil mitleidig lächelten, merkten wir dann später noch mehr. Die letzten 500 Höhenmeter auf ca. 5 km waren nur noch schiebend und tragend zu bewältigen. Aber es war schon ein sehr seltsames Gefühl, als wir den über graues Eis den Gletscher und die dazugehörenden Gletscherspalten in Nebelschwaden querten. Auf der Similaunhütte auf 3.022 Meter gab es dann natürlich auch nur fast gefrorenes Wasser, um uns wieder etwas schöner zu gestalten.

2. Tag: Similaunhütte – Tarscher Alm

Wir brachen nach dem Frühstück um ca. 08.00 Uhr wieder auf und mussten gleich wieder ca. 6 km und über 300 Höhenmeter nach unten, wobei das meiste nur zum Tragen und nicht zum Fahren geeignet war. Und das Wenige Fahren hatte es in sich: Trial vom Feinsten mit einem großen Rucksack auf dem Rücken, sodaß wir bereits nach wenigen Metern unsere Jacken ausziehen mussten. Heute ging es dann vorbei an Schloss Juval, dem Sitz vom Reinhold Messner und wir fuhren einen wunderschönen Hochweg an so genannten Waalen (ein Bewässerungsbach für die Region) entlang bis nach Galsaun. Dort machten wir in einer Pizzeria Mittag und hofften auf unseren Busfahrer Sigi. Aber der war über Handy nicht zu erreichen. Plötzlich sahen wir ihn an unserer Pizzeria mit dem Bus vorbeifahren und Schorsch versuchte noch, ihn mit dem Rad einzuholen, was aber nicht gelang. Nach dem Mittagessen machten wir uns wieder auf den Weg Richtung „Tarscher Alm“. Zufällig kamen wir dabei an einer Schlosserei vorbei und ließen dann dort eine Notreparatur von Martins Rahmenbruch vornehmen: Eine Bohrung quer durch Sattelrohr und Sattelstütze mit einer Schraube fixiert. Jetzt gings dann bei über 30 Grad und ohne Schatten wieder richtig zur Sache, über 1.300 Höhenmeter in ca. 14 km zur Tarscher Alm. Als wir dort ankamen, wartete unser Busfahrer Sigi schon und hatte uns ein Zimmer mit Dusche reserviert, leider auf der falschen Alm wie wir am nächsten Tag erst erfuhren. Aber uns ging’s erst mal gut mit einer frischen Dusche, einem herzhaften Abendessen und gutem Wein.

3. Tag: Tarscher Alm – Haselgruber Hütte

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging’s schon wieder richtig los: 500 Höhenmeter in 3 km zum Tarscher Pass. Hier war meistens wieder schieben angesagt. Nach dem Pass ging’s wieder bergab, aber durch einen „Verfahrer“ mussten wir außerplanmäßig noch mal 150 Höhenmeter bis zu unserer Mittagspause in St. Moritz zurücklegen. Nach einem wunderbaren Rinderbraten fuhren wir ganz ins Tal und mussten dann logischerweise wieder nach oben: ca. 1.200 Höhenmeter in ca. 14 km zur unserem nächsten Ziel, der Haselgruber-Hütte, auf 2.425 Meter. Dort konnten wir unsere geschundenen Körper mit einer Dusche, einem guten Abendessen und unseren Geist mit einem lachenden Wildhüter (wir waren im Nationalpark) erfrischen. Auch unser Sigi war wieder bei uns, er war den Berg von der anderen Seite heraufgewandert. Gott sei Dank ist auf Hütten in diesen Höhen um 22.00 Uhr Nachtruhe!

4. Tag: Haselgruber Hütte – Rifugio Graffer

Vor uns lag eine wunderschöne Abfahrt mit Trials und Wiesenwegen. Unser Ziel war das Skigebiet von Madonna di Campiglio mit Übernachtung im Rifugio Graffer auf 2.261 Meter. Mittags waren wir in einer Alm mit vielen Italiener (es war Samstag und an den Wochenenden sind alle Italiener auf Ausflug in den Bergen). Wie üblich gab es dort auf der Alm ein Essen für alle… Polenta mit Gulasch oder Kotelett. Dazu gibt es Wasser und Wein ohne Ende und das alles zu einem Einheitspreis. Wir haben die Stärkung dringend nötig gehabt, denn danach mussten wir auf 13 km über 1.000 Höhenmeter überwinden. Im Rifugio angekommen, bezogen wir erst mal unser Zimmer und blockierten dann die Dusche. Auch hier waren um 22.00 Uhr Gott sei Dank die Lichter aus.

5. Tag: Rifugio Graffer – Riva

Nach dem Frühstück war wieder Bewegung angesagt: Ca. 1.000 Höhenmeter in 7 km nach unten auf super schönen Trialwegen. Danach ging es bei traumhaften Wetter auf schönen Wegen vorbei an Bergseen stetig bergan, bis uns eine gemeine Trage- und Schiebestrecke über ca. 250 Höhenmeter auf 2 km den Spaß an der Freude wieder nahm. Als wir später auf der Straße in Richtung Riva unterwegs waren, wurde unsere Vorfreude auf das Ziel ständig bestraft, denn der Weg zog sich leicht, aber endlos in die Höhe und erst ab Tenno war dann der krönende Abschluss angesagt. Im Rausch der Geschwindigkeit und in den Kehren der Asphaltstraße waren alle Strapazen vergessen. Am Ziel im Riva trafen wir dann wieder unseren Busfahrer Sigi und hatten noch einen wunderschönen Abschlussabend am Ufer des Gardasees.