TransOst, Teil 3: Von Bruntál (CZ) nach Košice (SK) 2025

Dabei waren: Dirk Kaufmann, Martin Kozlik und Tobias Roth.

Gesamtfahrleistung: 586 Km und 11.500 HM

Nachdem wir 2017 und 2019 bereits die ersten beiden Etappen der Trans Ost gefahren waren, starteten wir zu unserem dritten Trans-Ost-Abenteuer. Die Anreise gestaltete sich dieses Jahr mit fünf Umstiegen und dem Wechsel zwischen Bahn, Flixbus und Bahn etwas aufwendiger. Um gleich noch ein paar Kilometer einzubauen, nutzten wir den zweiten Zwischenstopp in Wien um 5:30 Uhr für eine Sightseeingtour.

Tag 1: Bruntál – Hradec nad Moravici, 59,6 km, 820 Hm
Top ausgeruht (☹) sind wir nach gut 19 Stunden in Bruntál angekommen; die Wiedererkennung stellte sich sofort ein. Um die ortsansässigen Fahrradwerkstätten zu unterstützen, gingen wir vor einer kleinen Brotzeit im Supermarkt noch zum Dämpferservice.
Frisch gewartet und gestärkt starteten wir schließlich gegen 16 Uhr zur ersten Etappe. Vorbei an einigen Stauseen ging es über Wiesen mit leichten Anstiegen und durch Wälder mit ruppigen Wegen. Über einen finalen Anstieg erreichten wir die Burg Grätz, die in Sichtweite zu unserer Unterkunft lag. Fahrräder versperren, Wäsche waschen, Essen/Trinken, geschafft, endlich schlafen.

Tag 2: Hradec nad Moravici – Staré Hamry (Ski-Park Gruň), 105 km, 2.334 Hm
Bei bestem Wetter starteten wir mit einer kleinen, verbotenen Runde durch den Schlosspark in Richtung Mährisch-Schlesische Beskiden.
Die ersten 50 km ging es mit gutem Tempo auf Forst- und Radwegen auf den Vorbergen voran. Allerdings stellten wir schnell fest, dass es mit Einkehrmöglichkeiten knapp werden würde. So stürmten wir in Příbor noch schnell einen Supermarkt, bevor wir unsere Mittagspause einlegten. Tobi hätten sie dort beinahe eingesperrt. Nach einem kurzen Blick auf das Denkmal von Sigmund Freud, der dort geboren wurde, fuhren wir entlang des kleinen Flusses Lubina stetig bergauf. Auf der Suche nach Trinkwasser fuhren wir an einer Touristeninformation vorbei. Hier hatte Tobi die glorreiche Idee, von dort aus eine Übernachtungsmöglichkeit zu buchen.  Die Damen buchten für die „Bavorští Cyklisté” telefonisch eine Unterkunft für uns.
Mit dem guten Gefühl einer gebuchten Übernachtung ging es nun auf unseren ersten Gipfel, den Radhošť. Im weiteren Verlauf begrüßte uns die slawische Gottheit Radegast. So spirituell inspiriert mussten wir bei bester Aussicht noch den Elektrolythaushalt ausgleichen. Auf teils sehr schmalen, holprigen Trails fuhren wir zum Stausee Šance-Řečice, den wir zu dieser späten Stunde noch halb umrundeten. Für Tobi war das im Windschatten von E-Bikern kein Problem. Trotz drei Navigationsgeräten entschieden wir uns leider für den falschen Weg zu unserer Skihütte und so stand nach 100 km Strecke auch noch ein steiler Anstieg über eine Skipiste bevor. Endlich angekommen, wurden wir mit den Worten „Euch haben wir jetzt nicht mehr erwartet“ begrüßt. Zu essen gab es trotzdem noch leckere Knedlíky (Knödel) und Bier war auch ausreichend vorhanden.

Tag 3: Staré Hamry (Ski-Park Gruň) – Martin, 80,9 km, 1 570 Hm
Nach einem guten Frühstück starteten wir um 9 Uhr bei hochsommerlichen Temperaturen mit den ersten Anstiegen. Nach einer kurzen Abfahrt überschritten wir die Grenze von Tschechien in die Slowakei. Anschließend ging es auf sehr kräftezehrenden Rampen mit vielen losen Steinen bergauf und bergab. Die teilweise sehr unübersichtlichen Tracks führten dazu, dass wir manche Wege nicht fanden bzw. Wege, die wir fanden, nicht fahren konnten, da sie von forstwirtschaftlichen Fahrzeugen zerstört worden waren. Aufgrund der Hitze legten wir eine längere Mittagspause in Žilina ein.
Anschließend ging es zunächst am Stausee von Žilina vorbei, um unseren letzten Berg mit der Burg Strečno in Angriff zu nehmen. Dirk war da (noch) sehr optimistisch, dass wir in einer Stunde im Hotel im Ort Martin sind. Nur noch dieser Gipfel, dann geht es bis zum Hotel bergab. Direkt unterhalb des Gipfels hatte Tobi dann einen Snake Bite, aber dank seiner chinesischen selbstklebenden Flicken war das für ihn absolut kein Problem. Nachdem wir den Schlauch an Ort und Stelle drei Mal geflickt hatten, wurde am Ortseingang von Martin noch zum vierten Mal das Hinterrad ausgebaut. Nun wurde der ganze Schlauch getauscht – und wie sollte es anders sein – im Hotel nochmals geflickt 😊.

Tag 4: Martin – Donovaly, 76,6 km, 1.735 Hm
Nachts hatte es stark geregnet, daher waren die Startbedingungen sehr gut. Es war nicht so warm wie am Vortag. Entsprechend unserem Ritual gingen wir gleich noch in einen Supermarkt, um anschließend dem Track zu folgen. Martin folgte in Martin unbeirrt dem Track, sogar über Bahngleise. Tobi und Dirk waren da eher unentschlossen und folgten drei Kilometer der Bundesstraße. Wieder vereint ritten wir auf unendlichen Steppen den Track nach. Es stellte sich jedoch alsbald als Fehlentscheidung heraus, dem Track bedingungslos zu folgen, da mal wieder an einer Stelle keine Wege zu finden waren & dies zu einem Umweg von ca. 8 km und einigen Höhenmetern führte. Zur Belohnung setzte dann auch noch der erste Regen dieses Tages ein, also hieß es erst einmal Klamotten wechseln. Unterwegs trafen wir einen Slowaken mit einem MTB und leichtem Gepäck, der gerade die 1000 Miles (https://www.1000miles.cz) fährt. Allerdings trennten sich unsere Wege, als wir auf den Pass zum „Kráľova studňa“ abbogen. Unterwegs erhielt Tobi die Nachricht, dass Flixbus unsere Fahrradmitnahme für die Rückreise storniert hat. Hoch erfreut kontaktierten wir in der nächsten Pause die Hotline – ohne Ergebnis. Oben auf dem Pass angekommen, setzte auch gleich wieder Regen ein. Da nicht ganz klar war, wie die nächsten 650 Hm zum „Kráľova studňa“ verlaufen, entschieden wir uns, der Passstraße bis nach Uľanka hinab zu folgen und anschließend wieder der E77 ins Skigebiet nach Donovaly hinauf zu folgen. Nach der nächsten Kurve wurde unsere Entscheidung bestätigt. Es regnete wie aus Eimern und fühlte sich an wie Hagel. Der nächste Pausenunterstand war unser, bis das Gewitter vorüber war. Unten im Tal angekommen, war es wieder schön warm. Optimistisch, wie wir waren, entledigten wir uns dort wieder der Regenmontur. Kurz vor unserem Tagesziel Donovaly ging das Spiel leider wieder von vorne los. Zum Glück gab es wieder einen Pausenunterstand, in dem wir beratschlagten, ob wir die Regensachen wieder anziehen sollten. Da das Regenradar keine Besserung in Aussicht stellte, fuhren wir die letzten Kilometer in strömendem Regen mit entsprechender Montur zur Unterkunft. Dort sorgten wir bei unserem Wirt und seiner Frau, die neben der Pension auch ein Fahrrad- und Kleidungsgeschäft betrieben, für Verwunderung über unser Aussehen und unsere Fahrräder. Nach einer längeren Trocknungsprozedur mit Schuh-Ionisation durch Dirk gingen wir in das nahegelegene Brauhaus und leiteten den Feierabend ein.

Tag 5: Donovaly – Liptovský Mikuláš, 72,4 km, 1.013 Hm
Vor dem Start haben wir noch die Bärenwarnungen und Verhaltensregeln studiert und sind dann bei trockenem Wetter gestartet, um die Niedere Tatra zu erkunden. Die Vorhersagen für den Tag waren sehr unterschiedlich, aber was soll’s. Auf Wegen, die der Regen stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, ging es erst einmal hinauf zum Sedlo Handlanka (1160 m). Folgend ging es weiter auf schmalen Trails hinauf zum Kozí chrbát (1330 m). Leider war der Trail nur bergab zu befahren und es setzte auch wieder Nieselregen ein. Oben angekommen, keine Spur von Gipfelglück, nur Nebel und Regen. Auf Trage- und Schiebepassagen ging es auf dem Kammweg weiter. Da wir schon am Vortag eine Alternative geplant hatten, nahmen wir diese nun und fuhren am nächsten Abzweig schweren Herzens auf Forstwegen und Straßen ins Tal. Das hieß wieder Regenkleidung anziehen. Allerdings hatte Dirk seinen Helmüberzieher wohl irgendwo verlegt, sodass er kurzerhand einen Frühstücksbeutel umfunktionierte. Im Regen fuhren wir auf Radwegen und Nebenstraßen weiter nach Ružomberok und dann zum See Liptovská Mara, den wir ohne Regen auf dem Weg nach Liptovský Mikuláš halb umrunden durften. Dort angekommen, konnten wir in einem Eiskaffee noch ein paar Sonnenstrahlen erhaschen. Wir nutzten die Zeit, um mit der Flixbus-Hotline zu telefonieren – auch wieder ohne Ergebnis.

Tag 6: Liptovský Mikuláš – Poprad, 3,2 km, 18 Hm
Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, es deutlich kälter geworden war und es um 6:30 Uhr, 7:00 Uhr und 7:30 Uhr nicht so aussah, als würde es besser werden, wurde erst einmal ausgiebig gefrühstückt. Als wir erneut mit der Flixbus-Hotline sprachen, erfuhren wir, dass wir nun einen Tag später, aber dann mit unseren Rädern fahren dürfen – eine halbwegs gute Nachricht. Nach intensiver Beratung entschieden wir, dass Tobi sich noch das Kriegerdenkmal im Ort anschaut und Dirk und Martin direkt zum Bahnhof fahren, um von dort aus gemeinsam mit dem Zug nach Poprad zu fahren. Schon auf der Fahrt dorthin kamen Zweifel an der Entscheidung auf, denn in den Bergen links und rechts hingen zwar die Wolken, aber im Tal war es trocken. In Poprad gab es erst einmal eine kurze Stadtrundfahrt, um dann den Ruhetag in einem Palacinkáreň (Pfannkuchenhaus) zu beginnen. Bei Kaffee und Palacinky haben wir unsere Speicher erst einmal aufgefüllt. Anschließend ging es ins Hotel und wieder zum Bummeln in die Innenstadt. So verbrachten wir den heutigen Tag bei kalten Temperaturen und wenig Niederschlag.

Tag 7: Poprad – Spišská Nová Ves, 74,4 km, 1.330 Hm
Bei durchwachsenem Wetter fiel die Kleidungswahl diesen Morgen schwer. Dirk entschied sich für Regenklamotten, Tobi für Standardklamotten und Martin für etwas dazwischen. Eines der Ziele war heute das vielversprechende „Slowakische Paradies“ (https://www.npsr.sk/en). Am Eingang zum Paradies (😊) in Podlesok ließen wir die bekannten Wasserfälle links liegen und folgten dem Veľkú Bielu vodu (Großes Weißes Wasser). Da Komoot uns genau diesen durchqueren lassen wollte, entschieden wir uns für einen Alternativweg entlang des Weißen Wassers. Dass damit eine Trage-/Schiebepassage auf nassen Balkenbrücken und in die Wände eingelassenen Trittstufen verbunden war, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, aber landschaftlich war es wundervoll. Anschließend ging es stetig bergauf über den Kopanec-Sattel (998 Hm) und wieder etwas hinunter zur Dobšinská ledová jaskyňa (http://www.ssj.sk/de/jaskyna/6-die-dobsina-eishohle), einer der bedeutendsten Eishöhlen Europas. Vom Touristenparkplatz aus ging es nochmals 100 Hm steil bergauf. Oben angekommen waren wir uns aufgrund der tiefen Temperaturen im Inneren der Höhle nicht mehr ganz so sicher, ob wir sie besuchen sollten oder nicht. Wir entschieden uns dann für die tollen, bevorstehenden Trails und Wege entlang von Schluchten, Bächen und Seen. Den höchsten Punkt des Tages mit 1080 Hm erreichten wir über einen langen Anstieg durch den Wald. Eine rasante Abfahrt ließ uns den Blick auf das Navi vergessen, sodass wir kurz vor der Zielankunft noch ein paar Extra-Höhenmeter zurücklegen mussten. Kurz vor Spišská Nová Ves durchquerten wir ganz offiziell einen Flugplatz im aktiven Flugbetrieb; neben uns startete gerade ein Flugzeug. Endlich angekommen, gönnten wir uns in einer der besten Konditoreien des Ortes eine Kaffee-Kuchenpause. Die Auswahl zwischen mindestens 20 verschiedenen Torten fiel uns sehr schwer. Lecker war’s!

Tag 8: Spišská Nová Ves – Košické Hámre, 74 km, 1644 Hm
Bei strahlendem Sonnenschein ging es mit Jubel und einem letzten Blick auf die Hohe Tatra in einem großen Bogen um Spišská mit längeren Flussdurchfahrten zum Kaštieľ Spišský Hrhov, einem alten Schloss im Dornröschenschlaf. Anschließend erblickte man am Horizont schon das Highlight des Tages: die Burg Spišský hrad (https://www.spisskyhrad.sk). Auf dem Weg dorthin folgten wir noch einem Kreuzweg zur Kathedrale Spišský Jeruzalem, einem sehr imposanten Bau mit einigen kleinen Kapellen. Bevor wir die Burg erklommen, war es erst einmal wieder Zeit zum Flicken: Dirk hatte einen Platten gefahren. Oben angekommen, genossen wir den Höhenunterschied von 200 m mit einer tollen Aussicht auf einer der größten Burganlagen Mitteleuropas. Aufgrund seiner Erkältung entschied sich Martin, fortan auf Teer zum Zielort zu fahren; Tobi und Dirk folgten weiter dem Track. Zunächst galt es für beide, eine Tragepassage den Berg hinunter zu bewältigen. In einem stetigen Auf und Ab ging es teils über Skipisten nach Košické Hámre. Leider hatte vor einigen Tagen ein Sturm in der Gegend gewütet, weshalb viele Bäume über den Wegen lagen, die teils großräumig umfahren werden mussten. Endlich angekommen, genossen wir bei einem Cappuccino den erst jetzt einsetzenden Regen – Glück gehabt!

Tag 9: Košické Hámre – Košice, 40 km, 1036 Hm
Bei strahlendem Sonnenschein ging es heute zum Finale nach Košice. Martin fuhr auf direktem Weg die 30 km Teerstraße nach Kosice. Tobi und Dirk vergnügten sich derweil auf dem Track mit umgestürzten Bäumen. Bei der Abfahrt nach Košice passierten sie noch einen Bikepark, den sie in voller Montur meisterten. In Košice wartete bereits Martin. Nach etwas Sightseeing genossen wir nochmals die slowakische Küche und das Bier, bevor es am frühen Abend mit dem Flixbus inklusive unserer Räder auf direktem Weg wieder heimwärts ging.

Resümee der Tour:
Auch wenn wir nicht so viel wie geplant von der Niederen Tatra gesehen haben, war es wieder eine schöne und gelungene Tour mit vielen tollen Eindrücken in einem Land mit vielen freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Kleiner Wermutstropfen: Das der Juli in der Slowakei der Monat mit dem meisten Niederschlag ist, hätten wir berücksichtigen sollen, aber dafür hatten wir die Regensachen nicht umsonst mitgenommen. 😊

Servus Dirk, Martin und Tobi